Mehr über Ayurveda
Ayurveda bedeutet so viel, wie das „Wissen vom Leben“. Ayurveda wurzelt wie auch Yoga in den Veden und ist die älteste, in ihrer Gesamtheit erhaltene Gesundheitskunde, Heilkunst und Lebensphilosophie.
Ayurveda ist eine Art „Geistkörpermedizin“, die davon ausgeht, dass Geist und Körper, sowie unser Bewusstsein und unsere Gefühle eng miteinander verbunden sind.
Ayurveda sieht den Menschen als einen Mikrokosmos, bestehend aus einem leblosen Körper (Materie), der durch die Pranaenergie zum Leben erweckt wird, dem Geist, das sind die Gedanken, Gefühle und Wünsche und der Seele, dem göttlichen Funken in uns, die unveränderlich und unsterblich ist. Der Mensch ist aber auch, wie alle anderen Lebewesen, ein Teil des Makrokosmos und daher mit der Natur und dem Universum eng verbunden und kann nur in Symbiose existieren. Dies bedeutet nun für jeden einzelnen Menschen von uns, einerseits wieder mehr die Natur, unsere Umwelt und Mitmenschen wertzuschätzen, uns spirituell im Vertrauen und Glauben an Gott oder ein höheres Ganzes weiterzuentwickeln und andererseits gleichzeitig wieder mehr Eigenverantwortung für unser Leben und unsere Gesundheit zu übernehmen. Und genau dabei hilft uns Ayurveda, dessen wesentliche Aussagen zeitlos sind, das aber auch ein lebendiges System darstellt, wo stetiger Wandel und Fortschritt willkommen ist.
Pancha Mahabhutani – die fünf Elemente
Sind einerseits Bestandteile der 24 kosmischen Prinzipien, sind den Tanmantras („Ur-Maßnahmen“), sowie den 5 Sinnesorganen und 5 Bewegungsorganen entsprechend zugeordnet. Die fünf großen Elemente sind Erde (Prithivi), Wasser (Ap oder Jala), Feuer (Tejas), Luft oder Wind (Vayu) und Äther (Akasha). Sie symbolisieren feste Körper, Flüssigkeiten, Strahlung, Gase und Äther, also die äußere Welt der Erfahrung, einschließlich des physischen Körpers. Sie sind überall zu finden, auch im Geist und in der Lebenskraft. „Wie die Linien und Farben, die ein Künstler malt, sind diese Medien notwendig, dass sich die kosmische Intelligenz ausdrücken kann.“
TRIDOSHAS – die drei Bioenergien
Um die Konstitution eines Menschen zu benennen, bedient sich Ayurveda des Konzepts der Doshas. Die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha sind unsere Bioenergien. Sie wirken aber auch als pathophysiologische (krankmachende) Faktoren in uns, wenn sie aus dem individuellen Gleichgewicht geraten. Sie bestehen sowohl auf der grob- als auch auf der feinstofflichen Ebene der menschlichen Natur und bilden sich, wie alles im Universum aus den fünf Elementen. Jeder Mensch verfügt über die Funktionen aller drei Doshas, die in einer bestimmten Kombination in ihm wirken und somit seine körperlichen Eigenarten, sein Aussehen, seine Neigungen und Abneigungen, sowie die Anfälligkeit für Krankheiten prägen. Unsere spezifische, bereits mit der Zeugung festgelegte Dosha-Verteilung (Prakriti) ist unser individueller Idealzustand. Bleibt diese Dosha-Verteilung ungestört, können die Bioenergien harmonisch fließen und wir fühlen uns körperlich und psychisch gesund und glücklich. Wenn wir jedoch aus dem Gleichgewicht kommen, z.B. durch einen nicht unserer Konstitution entsprechenden Lebensstil, werden wir über kurz oder lang Beschwerden haben, die sich dann auch als Krankheiten in unserem Körper und unserer Psyche manifestieren.
Vata ist das Prinzip der Bewegung und setzt sich aus den Elementen Äther und Luft zusammen. Die Eigenschaften von Vata sind: leicht, kalt, trocken, rau, beweglich, veränderlich und bitter. Es regelt die Atmung, den Lidschlag, Muskelbewegungen, den Herzschlag, alle Ausdehnungen und Zusammenziehungen, Geburtswehen, sowie Impulse in den Nervenzellen und es steuert die anderen Doshas. Wenn Vata ausgeglichen und durch eine sattvische Lebensweise gestärkt ist, dann sind Vata-Typen meist enthusiastisch, energiegeladen, kommunikativ, flexibel, haben eine schnelle Auffassungsgabe, sind wahrheitsliebend, kreativ und fähig zur positiven Veränderung. Beruflich wird man sie als gute Heiler(In), Musiker(In), Künstler(In), Lehrer(In) oder Seelsorger(In) antreffen. In unausgeglichenem Zustand kann sich zu viel Vata wie folgt äußern: Trockene Haut, Verspannungen, Versteifungen, kalte Hände und Füße, Blähungen, Verstopfung, Nervosität, Ängstlichkeit, mangelnde Erdung, Depression, Kummer. Auch Krankheiten wie Migräne, Gelenkserkrankungen, Sprachstörungen, Lähmungen, Alzheimer, Unfruchtbarkeit, Osteoporose etc. können durch zu viel Vata verursacht werden.
Pitta ist das Prinzip der Umwandlung und bildet sich vor allem aus dem Element Feuer, außerdem aus dem Element Wasser. Es hat daher die Eigenschaften: leicht, heiß, ölig-feucht, schnell, spitz, scharf und sauer. Pitta ist zuständig für unseren Appetit und die Verdauung sowie alle Stoffwechselvorgänge. Es ist notwendig zur Bildung der roten Blutkörperchen und regelt unseren Wärme- und Energiehaushalt. Pitta unterstehen auch unsere Hormone und Enzyme, die Haut und der Glanz unserer Augen. Durch einen sattvischen Lebensstil beeinflusste Pitta-Typen sind intelligent, konzentriert, selbständig, entscheidungsfreudig, mutig, ordnungsliebend, effektiv, tolerant, kooperativ und teamorientiert. Sie geben somit gute Manager und Unternehmer ab. Ist das Pitta unausgeglichen, äußert sich das durch: Übersäuerung, Hautprobleme, starkes Schwitzen, Infektionsanfälligkeit, Fieber, aber auch durch Ungeduld, Sturheit, Hass, Zorn, Eifersucht und Egoismus. Zuviel Pitta kann die Ursache für Krankheiten sein wie: Hautkrankheiten, Sehproblemen, Anämie, Leukämie, Entzündungen, Lebererkrankungen, Gastritis, Magengeschwüre etc. sein.
Kapha ist das Formgebungsprinzip und setzt sich aus den Elementen Erde und Wasser zusammen. Die Eigenschaften von Kapha sind: schwer, kalt, ölig-feucht, schleimig, unbeweglich, fest, träge und süß. Kapha formt unseren Körper, gibt uns Kraft, Stabilität und Struktur und verleiht uns Geschmeidigkeit, Immunstärke und Vitalität. Kapha ist zuständig für den Flüssigkeitshaushalt, für den Knochenaufbau, Bindegewebe, Potenz und Fruchtbarkeit. Ausgeglichene Kapha-Typen sind meist: ruhig, geduldig, gefühlsstabil, ausdauernd, zufrieden, wohltätig, hilfsbereit und haben ein gutes Langzeitgedächtnis. Man findet sie in Berufen wie: in der Verwaltung, Medizin, Pflege, Erziehung, Fürsorge, Handwerk oder Landwirtschaft. Zu viel Kapha zeigt sich durch fettige Haut und Haare, Übergewicht, Verschleimungen, Erkältungen, Wassereinlagerung, Cellulitis, wie auch durch Trägheit, Langschläferei, Gleichgültigkeit, Geiz und Besitzgier. Zu Krankheiten, die durch ein unausgeglichenes Kapha entstehen können, zählen unter anderem: Fettleibigkeit, Gewächse, Ödeme, Zysten, Bluthochdruck, Bronchitis, Pilzinfektionen.
Die verschiedenen Kombinationen der Doshas ergeben sieben Konstitutionstypen. Die meisten von uns werden sich nun in einem Dual-Typ wie Vata-Pitta oder Vata-Kapha oder Pitta-Kapha wiederfinden. Einige werden reine Vata-, Pitta- oder Kapha-Typen sein und sehr wenige Menschen haben eine ganz ausgewogene Sama prakriti (Vata-Pitta-Kapha in gleichen Maßen).
TRIGUNAS – die drei Psychoprinzipien – die Natur des Geistes
Alles im Universum besteht aus verschiedenen Kombinationen der drei Psychoprinzipien Sattva, Rajas und Tamas. Die drei Qualitäten aus dem Schoß der Ur-Natur (=Prakriti) halten die unsterbliche Seele im Körper fest. Prakriti enthält alle Formen der Schöpfung, die sich durch Sattva, Rajas und Tamas manifestieren.
Sattva ist die Qualität des Lichts, der Liebe und des Lebens, die höhere oder spirituelle Kraft, die eine Evolution des Bewusstseins ermöglicht. Es drückt Essenz, Verständnis, Reinheit, Klarheit, Selbstbeherrschung, Mitgefühl und Liebe aus. Menschen mit vielen Sattva-Eigenschaften verfügen über einen gesunden Körper. Sie sind ausgeglichen, liebevoll, weise und tolerant. Sie sind gläubige und fromme Menschen. Wem immer es um Glück, Harmonie, Gesundheit und Schönheit geht, der wird dem Sattva-Prinzip einen großen Raum in seinem Leben einrichten.
Rajas ist die Qualität des Zwielichts. Es steht für Bewegung, Aktivität und Leidenschafts. Es löst Gefühlsschwankungen in uns aus: Anziehung und Abstoßung, Frucht und Verlangen, Liebe und Hass. Rajas ist das dynamische und kämpferische Element in uns. Rajas wirkt antreibend und verursacht jede Art von Bewegung. Es veranlasst im Körper die Tätigkeit der Atemkräfte und der Tatorgane. Rajas betonte Menschen sind kreativ und sehr leistungsorientiert. Sie sind an geschäftlichen Belangen, Macht, Prestige und Politik interessiert. Zuviel Rajas macht ungeduldig, aggressiv, reizbar, eifersüchtig und überaktiv.
Tamas ist die Qualität der Dunkelheit. Es manifestiert sich in Passivität, Unwissenheit, Widerstand, Anhaftung, Trägheit und Stumpfheit. Wir brauchen Tamas als schwere, dämpfende und hemmende Eigenschaft. Tamas betonte Menschen sind faul, eigensinnig und egoistisch. Es überwiegt das Prinzip der Dunkelheit, die unempfindlich, unzufrieden und oft süchtig macht.
Immer mehr Menschen sind heute vor allem von Rajas und Tamas geprägt und verkörpern viel zu wenig das sattvische Prinzip. Rajas und Tamas im Übermaß erzeugen ein Ungleichgewicht und machen uns krank. Genau deshalb ist auch ein Ziel von Ayurveda und vor allem von Yoga Sattva in uns zu fördern. Vor allem mit der Ernährung können wir großen Einfluss auf die Trigunas nehmen. Aber auch die Art wie wir uns kleiden, die Musik, die wir hören, den Beruf, den wir ausüben und die Menschen, mit denen wir zusammen sind – einfach unser ganzer Lebensstil wirkt sich auf die drei Psychoprinzipien aus.